Strahlendes Herbstwetter, ein bestens aufgelegtes Orchester, historische Spielstätten, drei Konzerte vor prachtvoller Kulisse und ein begeistertes Publikum – beste Voraussetzungen für eine gelungene Jubiläumstournee, die das Abo-Orchester des DSO am ersten Oktoberwochenende ins Westböhmische Bäderdreieck geführt hat.
Gute Mischung aus Amateuren und Profis
Vor 20 Jahren hat Heinz Radzischewski – bis 2019 stellvertretender Solo-Trompeter des DSO – das Abo-Orchester gegründet. Hier treffen sich unter seiner Leitung ambitionierte Amateurmusiker:innen zum wöchentlichen gemeinsamen Musizieren. Darunter sind Ärzt:innen und Lehrer:innen, Rundfunkmitarbeiter:innen und Studierende, aber auch das eine oder andere ehemalige DSO-Mitglied. Anspruchsvolle Konzertliteratur steht dabei ebenso auf dem Programm wie Ausflüge in die Opern- und Filmmusikwelt. Das DSO, der »große Bruder« und Pate, stellt Probensaal und Noten, und viele DSO-Mitglieder sind immer wieder als Solist:innen oder Dozent:innen mit von der Partie. Und ab und an – als absolutes Highlight – steht sogar mal der Chefdirigent des DSO am Pult. Weder Kent Nagano, noch Ingo Metzmacher, Tugan Sokhiev oder Robin Ticciati ließen es sich nehmen, einmal eine Probe zu leiten.
Reges Konzertleben
Mit mehreren Konzerten im Jahr begeistert das Abo-Orchester des DSO ein treues Publikum: Im Advent in der Jesus-Christus-, bzw. Auenkirche, im März im Haus des Rundfunks und in der Gethsemanekirche, im Sommer am alten Flugplatz Gatow (alle bevorstehenden Kozerttermine finden Sie hier). Auch Gastspiele stehen immer wieder auf dem Programm, unter anderem 2008 nach Prag, wo auf Einladung des Gesangsvereins Hlahol Franz Schuberts große Messe in Es-Dur im Smetanasaal aufgeführt wurde.
Kurmusik, Jubiläumsmusik
In die tschechische Republik führte auch die Jubiläumstournee im September und Oktober 2023, genauer: nach Karlsbad, Marienbad und Franzensbad. Die drei böhmischen Kurorte spielten eine bedeutende Rolle für die europäische Medizin-, Gesellschafts- und Kulturgeschichte, als Stätten der Gesundheit, der Begegnung, der Inspiration. Die UNESCO würdigte dies 2021 mit der Aufnahme der drei Bäder und acht weiterer traditioneller Kurorte als ›Great Spa Towns of Europe‹ in die Liste des Weltkulturerbes.
Auch die Musik spielte bei den oft langen Kuraufenthalten im 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle, diente der Unterhaltung, Zerstreuung und Erbauung gleichermaßen. In Marienbad entstand 1821 eines der ersten Ensembles, das die in Europa aufblühende bürgerliche Hausmusiktradition und Kammermusikpflege beim gemeinsamen Orchesterspiel aufgriff und sich im Umfeld der Kurmusiken von einem Amateur- zu einem professionellen Orchester entwickelte.
Diese große und großartige Tradition griff das Abo-Orchester des DSO bei seinen drei Konzerten am ersten Oktoberwochenende wieder auf – und hatte dafür ein beeindruckend vielfältiges Programm im Gepäck:
PROGRAMM 1:
Eine Operngala mit der Sopranistin Karolína Böhm und dem Tenor Jan Maria Hájek präsentierte Arien und Intermezzi, die in den vergangenen Jahrhunderten in den drei Bädern zum festen Repertoire jeder Saison gehörten, u.a. von Georges Bizet, Pietro Mascagni, Wolfgang Amadeus Mozart, Giacomo Puccini, Johann Strauss (Sohn) und Giuseppe Verdi. Sie erklangt gleich zweimal: Am Samstag, den 30. September im Stadttheater in Franzensbad (Františkovy Lázně) und am Montag, den 2. Oktober in der Mühlbrunnkolonnade in Karlsbad (Karlovy Vary).
PROGRAMM 2:
In der Hauptkolonnade in Marienbad (Mariánské Lázně) war am Sonntag, den 1. Oktober zudem ein Konzert mit Werken von Komponisten zu erleben, die einen besonderen Bezug zum böhmischen Bäderdreieck hatten, dort besonders populär waren oder Inspiration aus Johann Wolfgang von Goethes Werk schöpften. Denn der Dichter kurte regelmäßig in Böhmen – er schrieb dort etwa die ›Marienbader Elegie‹ –, und auch Richard Wagner fand hier Erholung.
Ludwig van Beethoven ›Egmont‹-Ouvertüre
Johann Sebastian Bach Konzert für zwei Violinen d-Moll
(mit Thomas Berg und Shuho Hoshi-Berg – Violine)
Richard Wagner ›Huldigungsmarsch‹
Charles Gounod Ballettmusik aus der Oper ›Margarethe‹
Pietro Mascagni Intermezzo aus der Oper ›Cavalleria rusticana‹
Johann Strauss (Sohn) Polka ›Éljen a Magyar!‹ und Polka ›Unter Donner und Blitz‹
Danksagung
Für das Zustandekommen dieses deutsch-tschechischen Kulturaustausches dankt das Abo-Orchester des DSO der Sopranistin Karolína Böhm und ihrem Vater, Mojmír Böhm, ohne die die Gastspielreise nicht zustande gekommen wäre. Herzlicher Dank für ihre Unterstützung gebührt zudem der Deutschen Botschaft in Prag und der Tschechischen Botschaft in Berlin für die Förderung durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
Zukunft
Mit seinen 20 Jahren ist das Abo-Orchester des DSO im besten Alter. »In den letzten Jahren hat das Orchester einen großen Sprung nach vorne gemacht«, erzählt Dirigent Heinz Radzischewski, »es ist jünger geworden und hat – für ein Laienorchester – ein enorm hohes Niveau erreicht. Wir haben eine gute Mischung aus fast 80 ambitionierten Amateuren und ehemaligen Orchesterprofis, von 20 bis 82 Jahren, die sich alle prächtig verstehen.«
Geprobt wird auch weiterhin immer montagabends von 19.30 bis 22 Uhr im Probensaal des DSO. Neue Mitglieder sind übrigens immer willkommen.
Weitere Informationen zu den anstehenden Konzerten und Kontakt unter dso-berlin.de/aboorchester
