Burkher Techel

Der Orchesterinspektor

Burkher Techel auf einer Japantournee. Foto: Oliver Becker
Burkher Techel auf einer Japantournee. Foto: Oliver Becker

Ein Team aus drei Orchesterwarten sorgt vom Aufbau von Stühlen und Notenpulten bis zur Orchestergarderobe dafür, dass die Musikerinnen und Musiker des DSO sich zum Konzert nur noch hinsetzen müssen und spielen können. Ob bei den Proben im Ferenc-Fricsay-Saal, in der Berliner Philharmonie oder bei einem Tourneekonzert – überall packen die drei Männer an und sind Ansprechpartner für alle Bedürfnisse. Burkher Techel, der 2021 in den Ruhestand gegangen ist, hatte nie das Gefühl, »Orchesterdiener« zu sein. »Die Musiker haben mich immer spüren lassen, dass sie meine Arbeit wertschätzen.«

Spannend fand er es immer, wenn der Orchesteraufbau von der Norm abwich, besonders im Bereich der neuen Musik. »Für die Schlagzeuger habe ich schon die abenteuerlichsten ›Instrumente‹ besorgt!« Im Magazin des DSO lagern unterschiedlichste Metallketten, Kies und Sand verschiedenster Körnungen. »Leere Mülltonnen waren mal gesucht, die haben wir von der Stadtreinigung bekommen – obwohl der englische Komponist wohl eigentlich Blechtonnen im Sinn gehabt hatte.« Zehn Sensen für eine Symphonie wurden vom Fachhandel in Lübars geliefert und nach der Aufführung an Musikerinnen und Musiker mit Garten weitergegeben. »Und einmal bin ich für ein Werk von Bernd Alois Zimmermann mit dem Soloschlagzeuger in den Baumarkt gefahren, habe ihm zig Hölzer mit zwei Fingern hingehalten, er hat mit einem Hämmerchen draufgeschlagen, um die bestklingenden Zaunpfähle von Berlin zu finden.«

Auch auf Reisen sind die Orchesterwarte immer dabei. »Auf einer Spanientournee hatten wir in Berlin zehn Container auf Reisen geschickt, aber nur neun kamen in Valencia an, wo am Abend das Eröffnungskonzert stattfinden sollte. Wie durch ein Wunder war aber alles da, was wir brauchten. Instrumente, Partituren – nur die Konzertkleidung fehlte.« Ein anderes Mal mussten noch auf dem Rollfeld Kisten umgepackt werden, weil nicht alles in die Maschine passte. Am Konzertort in Garmisch-Partenkirchen war alles durcheinander und es fehlten Schlaginstrumente. »Bei einem Gebirgsjägerbataillon konnten wir uns kurzfristig ein Glockenspiel ausleihen, aber kein stehendes Metallophon, sondern ein Instrument, das in einem Spielmannszug vor der Brust getragen wird.«

Oft muss sich die Crew der Orchesterwarte auf Tourneen Provisorien ausdenken, manchmal gibt es Verspätungen, »aber nie ist uns in den fast 40 Jahren, die ich beim DSO war, ein Konzert ausgefallen. Wir haben auf Bühnen gespielt, die kleiner waren als erwartet. Open-Air-Konzerte bei Starkregen oder einen Auftritt in einer schlecht belüfteten Tennishalle bei Hochsommerhitze, all das habe ich erlebt. Doch frustriert war ich dann eigentlich nur darüber, dass unser hochklassiges Orchester nicht unter ihm angemessenen Bedingungen spielen durfte.«

Burkher Techel war bis 2021 Orchesterinspektor des DSO.