August 1963

Antike Kulissen

Konzert des DSO mit Wolfgang Sawallisch vor dem Bacchus-Tempel in Baalbek, August 1963. Foto: Archiv DSO / Manoug Beirut
Konzert des DSO mit Wolfgang Sawallisch vor dem Bacchus-Tempel in Baalbek, August 1963. Foto: Archiv DSO / Manoug Beirut

Die Kulisse ist wahrlich beeindruckend. Seit 1956 findet in den Ruinen der römischen Tempelanlagen, die seit dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. das Zentrum der ›Colonia Heliopolis‹ bildeten, das ›Baalbeck International Festival‹ statt, das mit populären und klassischen Konzerten sowie Ballettaufführungen die heimische Kulturszene und internationale Gastkünstler gleichermaßen präsentiert. Trotz zwanzigjähriger Unterbrechung durch den libanesischen Bürgerkrieg erfreuen sich die Open-Air-Konzerte bis heute größter Beliebtheit. Vom 14. bis zum 24. August 1963 war das DSO, dessen Tourneeradius bislang vor allem Westeuropa umfasste, mit einer Residenz beim Baalbeck Festival zu Gast.

125 Orchestermitglieder, drei Solist*innen, zwei Dirigenten und eine Balletkompanie

Ein Blick in den Reiseplan enthüllt ein dichtgepacktes Programm, das zwar Zeit für Ausflüge nach Beirut oder Damaskus ließ, den Orchestermitgliedern aber ein enormes Repertoire abverlangte. Das erste Konzerte vor den Stufen des gewaltigen Bacchus-Tempels leitete Dmitri Chorafas mit Tschaikowskys ›Romeo und Julia‹, Beethovens ›Eroica‹ und dem Ersten Klavierkonzert von Liszt, das José Iturbi interpretierte. Im zweiten Konzert (im Bild) dirigierte Wolfgang Sawallisch Strauss‘ ›Don Juan‹, Mozarts ›Jupiter‹-Symphonie und die Vierte von Brahms. Zudem lieferten das Orchester und Dmitri Chorafas die Musik zu zwei unterschiedlichen, jeweils zweimal gegebenen Programmen mit sechs Balletten –  darunter Strawinskys ›Le sacre du printemps‹ –, die vom Ensemble des Théâtre Royal de la Monnaie aus Brüssel unter der Leitung des legendären Choreographen Maurice Béjart getanzt wurden.

Direkt nach dem letzten Auftritt ging’s dann zum Flughafen und frühmorgens nach Athen, wo am Abend vor der nicht weniger großartigen Kulisse des Odeon des Herodes Atticus, einem Theater aus römischer Zeit, schon das nächste Konzert auf dem Programm stand, unter anderem mit Beethovens Fünftem Klavierkonzert und der Pianistin Gina Bachauer. Nach zwei weiteren Ballettabenden mit der belgischen Companie endete das griechische Gastspiel mit Strauss‘ ›Till Eulenspiegel‹, Tschaikowskys Fünfter und Opernarien von Gluck bis Wagner mit der (Mezzo)Sopranistin Grace Bumbry. Einen Tag nach der Rückkehr war das Orchester dann bereits wieder auf der Berliner Funkausstellung zu hören – beim ersten Livekonzert nach dem neuen Stereo-Verfahren im Radio. Mehr dazu lesen Sie hier.