Mit einem beeindruckenden Spielzettel präsentierte sich der 26-jährige Lorin Maazel am 1. März 1956 erstmals am Pult des DSO, das damals RSO hieß – darauf Haydns Symphonie Nr. 95, zwei Klavierkonzerte von Mozart und Ravel (mit dem Solisten Robert Casadesus), ›Le chant du rossignol‹ von Strawinsky und als Krönung Skrjabins ›Poème de l’extase‹. Ein spannendes, ein langes Programm. Der junge Amerikaner machte Eindruck – und kam bald alle sechs Monate zu Besuch. Fast zwei Jahrzehnte lang sollte er dem Orchester eng verbunden bleiben. Maazel war präzise, hochintelligent, vielseitig gebildet, hatte eine Wunderkindheit überstanden und glänzte am Pult ebenso wie als virtuoser Geiger – legendär ist etwa sein Auftritt im April 1959, bei dem er Bachs a-Moll-Konzert und Strawinskys ›L’histoire du soldat‹ (auswendig) von der Violine aus leitete.
Die Verbindung intensivierte sich, und am 13. September 1964 dirigierte der damals 34-Jährige, mit Bruckners Vierter, sein Antrittskonzert als neuer Chefdirigent und Nachfolger Ferenc Fricsays. Bis 1975 lenkte er die Geschicke des DSO, brillierte mit einem Repertoire, das vom geliebten Bach bis in die Gegenwart führte, und bereicherte die Spielpläne mit Mahler-Interpretationen und »romantischen Raritäten« von Berlioz, Bruckner oder Liszt. Von Berlin aus startete Maazel eine Weltkarriere, die ihn später nach Cleveland, Wien, Pittsburgh, München und New York führen sollte. 2014 ist er im Alter von 84 Jahren verstorben.