Dávid Adorján

In meinem Cello­koffer …

Mein Cellokoffer (Dávid Adorján). Foto: Maximilian Rauscher
Dávid Adorjáns Cellokoffer. Foto: Maximilian Rauscher

… transportiere ich ein Instrument von Alexandre Breton, einem Geigenbauer aus Berlin. Er hat es 2020 für mich gebaut. Ich habe auch ein italienisches Cello von Carlo Giuseppe Testore aus dem Jahr 1697 und spiele abwechselnd auf beiden Instrumenten. Im Kasten befinden sich zudem zwei Bögen und Kolophonium, ein Harz, das auf die Bogenhaare aufgetragen wird, damit die Saiten zum Schwingen gebracht werden. Ersatzsaiten, ein Holzdämpfer und Stifte für Notizen komplettieren die Ausstattung. Da es in manchen Sälen aufgrund der Akustik auch mal sehr laut werden kann, habe ich auch einen Gehörschutz im Kasten; den setze ich bei manchen Proben ein – aber nie im Konzert!

Noten, in diesem Fall für ein Kammermusikprojekt, habe ich auch dabei, und gerade auch das erste Belegexemplar einer CD, die im Januar 2023 in Koproduktion mit eutschlandfunk Kultur bei Hänssler Classic erscheint. Darauf ist Kammermusik des Komponisten Robert Kahn zu hören. Er war mit Brahms bekannt und hat in Berlin gelebt und unterrichtet. Nachdem er durch die Nationalsozialisten ins Exil gezwungen wurde, ist er in Vergessenheit geraten. Kahn ist der Urgroßvater meiner Frau Rahel Rilling. Es ist bereits die zweite CD mit seiner Musik, die ich mit ihr und der Pianistin Annika Treutler aufgenommen habe. Uns liegt viel daran, dass seine großartige Musik wieder gespielt wird.«

Dávid Adorján

Der Cellist Dávid Adorján. Foto: Peter Adamik
Foto: Peter Adamik

Dávid Adorján, 1972 in Köln geboren, erhielt seinen ersten Cellounterricht im Alter von fünf Jahren. Später studierte er bei Jan Polasek, Frans Helmerson und Heinrich Schiff. 1993 erhielt der Musiker den Kulturförderpreis Gasteig, ein Jahr darauf wurde er beim Internationalen Cellowettbewerb in Gorizia (Italien) mit dem Ersten Preis ausgezeichnet. Seit 1999 ist Dávid Adorján Solo-Cellist des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. Als Solist konzertierte er mit verschiedenen Orchestern in Deutschland, Italien, Frankreich, der Türkei, Slowenien, Österreich, Japan und in Südamerika unter der Leitung von Dirigenten wie Michael Gielen, Christopher Hogwood und Mariss Jansons. Zu seinen musikalischen Partnern zählen Künstler wie Renaud Capuçon, Amihai Grosz, Daishin Kashimoto, Alexander Lonquich und Jörg Widmann. Gemeinsam mit seiner Frau Rahel Rilling plant und leitet Dávid Adorján das renommierte Kammermusik Festival Hohenstaufen, das 2015 sein 10-jähriges Jubiläum feierte. Zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentieren seine künstlerische Arbeit, darunter die zuletzt erschienene Pentatone-Einspielung ›Soirée‹ für Mezzosopran und Kammerensemble, auf der er an der Seite von Magdalena Kožená, Sir Simon Rattle und weiteren Musikern Lieder u. a. von Brahms, Dvořák, Ravel und Strawinsky interpretiert.

Dávid Adorján, der seit 2004 an der Universität der Künste in Berlin unterrichtet, spielt ein Violoncello von Carlo Giuseppe Testore, Mailand, aus dem Jahr 1697.