… habe ich heute meine Kontrabasstuba, die man etwa bei Bruckner, Mahler oder Schostakowitsch braucht, wenn ein besonders voluminöser Klang gefragt ist. Sie wiegt zehn Kilogramm, hat eine Rohrlänge von über fünf Metern, vier Ventile, mit denen die Tonhöhe verändert wird und einen Trigger am 2. Ventil – damit kann man bei einem einzelnen Ton, wie bei einem Posaunenzug, die Rohrlänge verändern. Alle Ventile zusammen nennt man »Maschine«, und die muss regelmäßig gepflegt werden. In den weißen Fläschchen sind unterschiedliche Öle, für das Aussenleben (Gelenke) der Maschine ein dickeres, für das Innenleben (innerhalb der Rohre) ein sehr dünnes. Der schwarze Tiegel enthält zähflüssiges Fett, mit dem die Züge geschmiert werden, also die ineinander gesteckten Röhrenteile, die auch während des Spiels zur Korrektur der Intonation bewegt werden müssen. Die kleine Bürste reinigt das Mundstück – Hygiene!!!
Neben einer Salbe (trockene Lippen sind eine Katastrophe) habe ich auch Ohrstöpsel dabei. Schlaginstrumente wie Woodblock oder Becken können fürs Gehör sehr aggressiv sein, und wir Blechbläser sitzen direkt davor. Vor derart lauten Stellen setze ich den Gehörschutz dann kurzfristig ein. Längere Zeit kann man damit aber nicht spielen. Aktuelle Noten habe ich natürlich auch im Gepäck, heute für Mahlers Dritte. Mit den Belcanto-Studien, die ein Kollege von der Deutschen Oper komponiert hat, übe ich täglich. Im Orchester spielt man oft hart und laut gestoßene Töne, hiermit kann man sich regenerierend um den schönen Klang und den natürlichen Luftfluss kümmern.
Zuletzt habe ich auch immer ein paar Gummibänder dabei. Der Stimmzug dieses Instruments lockert sich leider während des Spiels und fällt dann einfach heraus; dann klingt die Tuba nur noch wie eine Gießkanne. Im Konzert sollte das natürlich auf keinen Fall passieren. Weil auch der Hersteller das Problem nicht beheben konnte, halten die Gummibänder den Zug einfach und effektiv fest!
Johannes Lipp
Der 1979 in Dillingen (Donau) geborene Johannes Lipp bekam seinen ersten Tubaunterricht im Alter von acht Jahren von seinem Vater. Bereits zwei Jahre später wurde er Landessieger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Als Jungstudent erhielt er weiteren Unterricht bei Lothar Uth am Leopold-Mozart-Konservatorium Augsburg. Erste Orchestererfahrung sammelte Johannes Lipp beim Landesjugendorchester Bayern, dem Bundesjugendorchester und als Akademist der Münchner Philharmoniker. Als Aushilfe spielte er in vielen der bedeutendsten deutschen Orchestern wie z.B. den Berliner Philharmonikern und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Seit September 2003 ist Johannes Lipp Tubist des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin.