Susann Ziegler

In meinem Posaunen­koffer …

Mein Posaunenkoffer (Susann Ziegler). Foto: Maximilian Rauscher
Susann Zieglers Posaunenkoffer. Foto: Maximilian Rauscher

… befindet sich selbstverständlich meine Posaune, die man in zwei Teile auseinanderschrauben kann. Der Koffer, wir nennen ihn »Gig bag«, lässt sich wie ein Rucksack tragen. Das ist vor allem bei Konzertreisen sehr angenehm. Meine Tenorposaune wiegt fast drei Kilo und besitzt ein Quartventil, das mit einem speziellen Ventilöl regelmäßig geölt werden muss. Damit auch der Posaunenzug ohne Widerstand »wie geschmiert läuft«, trägt man vor dem Spielen ein Zugfett auf. Ich benutze am liebsten ein flüssiges Mittel, das sich in den beiden weißen Fläschchen befindet. Mein Notfallkit besteht aus einem Minischraubenzieher und Lippencreme. Beides brauche ich selten, aber im entscheidenden Moment sind diese Hilfsmittel Gold wert: Eine lose Schraube kann eine Posaune außer Gefecht setzen, und spröde Lippen sind der Albtraum vor einem Auftritt. Das weiße Kunststoffröhrchen am blauen Band nennt sich ›Teach.Air‹ und wurde von einem Trompeter entwickelt. Es bietet die exzellente Möglichkeit, ohne Instrument Atmung und Luftfluss zu üben, da der Luftwiderstand exakt dem des Instruments entspricht – eine Meisterleistung des Erfinders!

Die restlichen Dinge im Koffer sind pure Sentimentalitäten. Die Noten von Tschaikowskys ›Francesca da Rimini‹ und das entsprechende Programmheft sollen mich möglichst lange an den wunderbaren Auftritt mit unserem ehemaligen Chefdirigenten Tugan Sokhiev im vergangenen Mai erinnern. Bei seinen Konzerten fühle ich mich total frei; seine Hände atmen sozusagen die Phrasen und diese Natürlichkeit überträgt sich auf uns Musiker. Zusätzlich habe ich immer ein Buch für alle Fälle im Gepäck, und das Picasso-Zitat ›Everything you can imagine is real‹ entspricht sehr meiner Auffassung vom Leben.«

Susann Ziegler

Die Posaunistin Susann Ziegler. Foto: privat
Foto: privat

Nach anfänglichen Studien bei Abbie Conant und Branimir Slokar vervollständigte Susann Ziegler Ihre Hochschulausbildung bei Jonas Bylund in Hannover. Erste Orchestererfahrungen sammelte sie während eines Praktikums beim Sinfonieorchester des Saarländischen Rundfunks in Saarbrücken und im Rahmen von Aushilfsverträgen an den Opernhäusern in Essen und Karlsruhe.

Seit der Spielzeit 2000/2001 ist sie als zweite Posaunistin beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin engagiert. Als Lehrbeauftragte für Posaune unterrichtete sie an der Hochschule für Musik ›Hanns Eisler‹ in Berlin.

Neben der Musik begeistert sie sich zunehmend für Yoga und Photographie.